Informationen über die Dorfkirche Bücknitz


1. Aus: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, hrsg. Von der Historischen Commission der Provinz Sachsen, Die Kreise Jerichow, bearb. von Ernst Wernicke, 1898.

Bücknitz ist ein Kirchdorf an der Buckau, 3½ km nordöstlich von Ziesar, ehemals Ziesarsches Amtsdorf.

Die Kirche, fiskalischen Patronats (die Pfarre ist mit dem Diakonat zu Ziesar verbunden), in der Mitte des Dorfes nördlich von der WO Dorfstraße gelegen, ist ein im Jahre 1887 restaurierter und dabei mehrfach veränderter einschiffiger romanischer Feldsteinbau nach Schema II, vor den ein stilloser Westturm mit geschweiftem, in eine steile Spitze auslaufenden Zeltdache gestellt ist, durch welchen jetzt der Eingang zur Kirche führt.

Die Apsis mit 5 Fenstern ist sehr lang gereckt, eigentlich das mit der Apsis in eins zusammengezogene Altarhaus.

Der Triumphbogen ist bei der Restauration mit zwei Rundstäben in den Ecken ausgesetzt.

vDer barocke Altaraufbau besteht jetzt in Weiss mit Gold staffiert, aus zwei gewundenen korinthischen Säulen, welche über einem rankengeschmückten Architrav einen Giebel tragen und ein sehr hässliches oblonges Ölbild der Kreuzigungsgruppe in vergoldetem, mit flachreliefierten Barockblättern belegtem Rahmen einschließen.

Auf dem Altare stehen 4 kleine Messingleuchter in zwei verschiedenen Formen aus der Barockzeit des Altaraufbaus, jedoch ohne Widmungsinschriften.

Davor hängt ein kleiner sechsarmiger Kugelleuchter von Messing, oben mit dem Doppeladler, die Arme laufen in bärtige Tartarenköpfe aus. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist noch erhalten ein über der Kanzel an der Wand befestigtes kleines gotisches Holzkruzifix mit Ausladungen an den Enden des Querarmes wie in Buckau.

Das wertvollste Stück aber ist der romanische Taufstein aus Sandstein oder vielmehr dessen auf einem rohen achteckigen Fuße aus späterer Zeit befestigtes Becken in Form eines ausgehöhlten Würfelkapitäls von 0,70 m Seitenlänge und 0,52 m Höhe, dessen Seitenflächen gänzlich mit tiefausgegrabenem rohen romanischen Rankengeflecht überzogen sind. An den Ecken hocken breitbeinig vier Löwen in seltsam verrenkter Stellung, sodass sie unten dem Beschauer ihre Rückseite, an der sich der Schwanz unter dem linken Schenkel herum nach rechts über den Rücken legt, oben aber ihre Vorderseite mit langen bartartigen Mähnen und emporgereckten Ohren der sonst ganz menschenähnlichen Gesichter zeigen. Ihre Vordertatzen strecken sie durch das Laubwerk hindurch nach oben zum Tragen der Platte, oberhalb welcher der Sims des Beckens noch mit Platte und Plättchen über einem tauförmig gedrehten Rundstabe gegliedert ist.

Die Glocken sind modern.



2. Aus: Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR – Bezirk Potsdam, Henschelverlag Berlin 1978

Spätromanischer, rechteckiger Feldsteinbau mit Chor und Apsis, 13. Jahrhundert, Westturm 2. Hälfte 18. Jahrhundert – Altarretabel im Kern barock, 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts umgebaut, mit Gemälde Christus und Jünger 1896 von L. Grauel nach Giulio Romano.

Spätromanischer Taufstein mit spätromanischem Würfelkapitell, oberrheinisch, Ende 12. Jahrhundert (?), im 16. Jahrhundert verändert. Gemälde Kreuzigung 18. Jahrhundert, ehemals Altarblatt. 2 Leuchterpaare, Messing, barock



3. Aus: Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Berlin/DDR, Potsdam. München, Berlin 1983

Dorfkirche. Spätromanischer Feldsteinbau aus Schiff und eingezogenem kurzem Chor, die Apsis nur außen leicht abgesetzt und von gleicher Höhe. 1887 stark restauriert, dabei die Fenster verändert. Der verputzte quadratische Westturm 2. Hälfte 18. Jahrhundert mit geschweiftem Zeltdach.

vSchlichter barocker Altaraufsatz, Holz, der Giebel klassizistisch, als Altarbild der Ungläubige Thomas, Kopie 1896 nach Giulio Romano, das ursprüngliche Tafelbild mit Kreuzigungsgruppe hinter dem Altar abgestellt.

Taufe, Sandstein, reich skulptiertes Würfelkapitell von hoher Qualität, leicht ausgehöhlt und auf jüngerem achteckigen Fuß, das Kapitell wohl 2. Hälfte 12. Jahrhundert, an den 4 Ecken Dämonen, die Deckplatte stützend, von dem Rankenwerk der Mitten gefesselt. In der Ostkrypta des Straßburger Münsters Kapitelle von sehr verwandter Bildung. (Das Bücknitzer Stück eine Nachbildung des 19. Jahrhunderts?)



4. Aus: Mittelalterliche Dorfkirchen im Teltow (südl. Berlin und Brandenburg) von Theo Engeser und Konstanze Stehr (Internetseite)Sakramentsnische

Seit dem 12. Jahrhundert stellte man den Hostienbehälter in eine besondere Wandnische im Chorbereich, meist an der Evangelien- oder Nordseite. Diese sog. Sakramentsnischen waren bis in das 16. Jahrhundert üblich. In der Regel erhielten diese Nischen, sofern es nicht schon bei der Erbauung der Kirche geschehen war, ein Holz- oder schmiedeeisernes, oft kunstvoll gestaltetes Verschlusstürchen. Die katholische Kirche ordnete nach dem Tridentischen Konzil 1545-63 die Aufbewahrung der Hostien im Tabernakel auf dem Altar an. Anscheinend setzte sich die Anordnung nicht völlig durch. Ein Verbot der Benutzung der Sakramentsnische folgte dann 1614 durch Papst Paul V., der die Aufbewahrung der Hostie im Tabernakel zur Vorschrift machte. In der Evangelischen Kirche wurden diese Nischen nach der Reformation funktionslos. Viele dürften dann zugemauert worden sein, da sie in nur wenigen Kirchen noch zu sehen sind. Nachreformatorisch dürften dann keine Kirchen mehr mit Sakramentsnischen versehen worden sein. Die alten Sakramentsnischen wurden aber teilweise zur Aufbewahrung anderer Gegenstände weiterbenutzt. Sie eignen sich daher zur Datierung von nachträglich veränderten Chören, etwa Chöre mit rundem Ostschluß, die im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit häufig an die Kirchen angebaut wurden, entweder als Ostverlängerung einer Kirche oder nach Abriß einer alten Apsis, als Apsisneubau. Wurden in diese Umbauten noch Sakramentsnischen eingebaut, dürften sie nicht später als etwa 1540/50 entstanden sein. Die Kirchen von Rottstock und Zixdorf im Fläming sowie in Bücknitz bei Ziesar, alle mit einem nachträglich veränderten runden Chorschluß und noch erhaltenen Sakramentsnischen, dürften somit nicht im Barock verändert worden sein, wie meist in den einschlägigen Kunstführern zu lesen ist, sondern mindestens im frühen 16. Jahrhundert.



5. Aus der Chronik des Ortes Bücknitz

Die ältesten Angaben zum Leben in dieser Kirchengemeinde sind uns mit dem Kirchenbuch von 1661 überliefert worden. Der erste Eintrag erfolgte am 20. Oktober 1661. Die Gemeinde Bücknitz wurde damals gemeinsam mit „Cöpernitz“ seelsorgerisch betreut und verwaltet. Die amtierenden Pfarrer sind uns aus Archiven seit 1618 bekannt, das 1661 vorhandene Schriftgut aber wurde im dreißigjährigen Kriege vernichtet.

Aus dem ältesten Kirchenbuch sind folgende Familiennamen bekannt: Runge, Mewes, Eichholz, Schwitzer, Dankert, Geserik, Engelmann, Wulf, Kunze Matthies, Brekow, Kelz, Zander, Busse, Peters, Wegener, Bunde, Taege, Finders Voigt, Scholz, Grobler, Häßken, Kupantz, Palmes, Krüger, Thiede, Schindelhauer, Hübener, Simon, Schenke, Santmann, Wenzolow, Kahle, Geue, Eckhard.

Seit der Reformation war Bücknitz eine rein evangelisch-lutherische Kirchengemeinde, was auch bis 1945 so blieb. Erst nach der Umsiedlung von Menschen aus den Ostgebieten 1945 kamen Christen anderer Konfessionen hierher.

Kichenmäßig gehörte Bücknitz als Gemeinde der Parochie Ziesar, zum kurmärkischen Ämterkirchenverband. Mit Sicherheit gehört es seit 1815 der Kirchenprovinz Sachsen an. Die Pfarrstelle war überwiegend mit der Predigerstelle in Ziesar verbunden.



6. Informationen, gesammelt von Frau Ruth Guhl (Vorstand des Kulturfördervereins Bücknitz e. V.) in Gesprächen mit Bücknitzer Bürgern im November 2003

Der Taufstein wurde von Familie Bode in Gewahrsam genommen und somit vor der Zerstörung durch die Besatzungsmacht gerettet, allerdings unter freien Himmel gestellt, so dass Vögel und andere Tiere ihn als Tränke nutzten. Er kam wieder in die Kirche zurück, wurde vorher tüchtig abgescheuert und geputzt, nur ohne Taufschale. Für die ersten Taufen wurde deshalb aus dem Nachbarort Steinberg die Taufschale ausgeliehen. Später fand sich die Taufschale aus Messing wieder an und hat ihren alten Platz wieder eingenommen. Auch die Taufschale wurde von den Konfirmanden geputzt.

Das Kruzifix beim Altar war nach 1945 fort. Einheimische Bauernfamilien (Familie Paul Schulze, Familie Scheck und andere aus der „Koppel“, deren Namen zur Zeit unbekannt sind) legten Geld zusammen und kauften ein neues, welches jetzt die Kirche schmückt. 1948 konnten in der Kirche wieder die ersten Trauungen vorgenommen werden.

vDer Bücknitzer Dorfkirche waren zwei Schulgebäude angegliedert, bestehend aus je einer Lehrer- bzw. Küsterwohnung und je einem Klassenraum.

Die Jungen hatten die Aufgabe, Holz zu hacken sowie täglich eine Viertelstunde vor Schulbeginn zu läuten, ebenfalls vor Kirchbeginn.

Die Mädchen sorgten für frische Blumen und mussten Staub wischen in den Klassenräumen sowie auch in der Kirche. Die Bänke wurden von ihnen gewienert.

Der Gottesdienst wurde einmal wöchentlich durchgeführt. Abwechselnd wurde am ersten Sonntag vom Pfarrer die Predigt gehalten, am zweiten Sonntag wurde vom Lehrer aus der Bibel vorgelesen sowie sehr viele Lieder und Gedichte gelehrt.

Auf dem Chor stand die große Orgel. Bei Darbietungen saßen die Mädel rechts und die Jungen links. Die jetzt über 90jährigen Bürger schwärmen heute noch vom herrlichen, beeindruckenden Klang der Orgel und den Gesängen in der Kirche. Der sechsarmige Messingkronleuchter vor dem Altar wurde jedes Jahr von den Konfirmandenschülern geputzt. Beim Altar und in den Gängen lagen kostbare Teppiche, auf denen die Kinder saßen oder sogar die Brautpaare knieten.

Im Frühjahr 1945 während des Krieges innerhalb von vier bis sechs Wochen änderte sich vieles gewaltig. Der Kronleuchter verschwand spurlos. Pferde wurden in die Kirche getrieben und zerstörten einen großen Teil der Kirchbänke. Die Tischdecken und Teppiche wurden als Pferdeunterlagen verwandt. Die Orgel wurde total demoliert. Teile der Orgelpfeifen lagen auf den Kohlebergen in den Lehrerstallungen. Nichtsahnende Kinder zogen mit ihnen später pfeifend durch den Ort. Manche wussten nicht, woher sie stammten. Einige Teppiche landeten in Wohnungen der Bücknitzer. Andere wurden sogar als Frostschutz über Kartoffeln und Rüben gedeckt. Es herrschte Chaos. Doch die Kirche blieb stehen.

Frau Scheck erzählt von der Restaurierung der Kirche: Ihr Großvater berichtete von einem großen, starken Mann, der die Feldsteine beeindruckend sorgfältig bearbeitete. Die Jahreszahl konnte sie nicht nennen, doch 1887 ist in der Chronik aufgeführt. Sie bedauert sehr, dass die Schul- und Kirchenchronik fort ist. In ihrer Schulzeit wurde darüber viel gelehrt, was ihr leider entfallen ist.



7. Auskunft des früheren Pfarrers Horst Puschke vom November 2003

Die Bücknitzer Kirche ist unmittelbar nach Kriegsende 1945 von der Roten Armee geplündert worden. Die Bänke wurden teilweise später wieder aus dem Wald geholt. Das Kirchendach ist etwa 1973/74 mit vorhandenen Biberschwänzen umgedeckt worden. Die Fenstervergitterung ist um 1993/1994 hergestellt worden.



8. Auskunft des Pfarrers Salomon

In den Wintermonaten fand der Gottesdienst in Privaträumen statt, nur im Sommer in der Kirche. In den 70/80er Jahren gab es Versuche zur Beheizung der Kirche. Die Idee einer Winterkirche existierte bereits. Ein Nachtspeicherofen wurde aufgestellt.



9. Sonstiges

1996 wurde unter der Empore nach Genehmigung durch den Denkmalschutz die Winterkirche eingerichtet, erbaut vom Stellmachermeister Erich Heine aus Bücknitz. Dieser Teil der Kirche ist elektrisch beheizbar und wird seitdem hauptsächlich für den Gottesdienst genutzt.Seit Sommer 1998 finden in der Kirche die Bücknitzer Sommerkonzerte statt. Seit November 1999 werden sie vom Kulturförderverein Bücknitz organisiert.



10. Aus: Gutachten des Ingenieurbüros Holger Bönisch vom 22. November 2002

Die im Kern romanische Feldsteinkirche weist ein regelmäßiges Quadermauerwerk auf. Sie wurde mehrfach umgebaut. Der Turm und die Westwand wurden in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. Der Turm ist gedrungen und hat niedrige Stockwerke.

Besonderheit: Der Turm ist bis ca. 6,8 m Höhe massiv mit sehr dicken Mauern, danach etwas dünnere Wände und innen ein sehr starkes Fachwerktraggerüst bis 12,8 m Höhe, darauf ist die Turmhaube gesetzt. Im Inneren des Turmes befindet sich ein 3-etatiger Glockenstuhl von fast 6 m Höhe.

Problem: Mit der Reparatur der Turmhaube vor einigen Jahren wurde nur Schutz von Witterungseinflüssen erreicht, es erfolgte aber keine Instandsetzung des Tragwerkes. Einige Stichbalken und Sparrenfüße sind abgängig. Wegen der gedrungenen Bauweise und starker Überdimensionierung des Tragwerkes ist die Standsicherheit trotz hohen Substanzverlustes noch gewährleistet. Für das Auflager der Turmhaube haben sich jedoch Kräfteumlagerungen eingestellt, die unbedingt korrigiert werden müssen. Die notwendige Instandsetzung sollte zweckmäßigerweise in Verbindung mit sonstigen Außenarbeiten durchgeführt werden, um die Gerüstarbeiten nicht doppelt auszuführen.

Allgemein sichtbare Schäden: Putz am gesamten Turm und Westgiebel sowie die Dachhaut hinter dem Turm sind reparaturbedürftig; im Sockelbereich ist das Mauerwerk durch Salzausblühungen belastet, denen bei einer Reparatur mit Opferputz oder Sanierputz wirksam entgegengewirkt werden kann; die Sanierung ist notwendig, damit Wasser nicht in das Bauwerk geleitet wird und das frostempfindliche Mauerwerk nicht weiter zerstört wird. Veranschlagte Kosten für diese Sanierung: ca. 45 000 Euro.



11. Artikel aus: „Kulturportal des Landes Brandenburg“ (www.kulturportal-brandenburg.de) Die Dorfkirche Bücknitz war dort „Dorfkirche des Monats Dezember“ im Jahr 2003. Ebenso hat der „Förderkreis Alte Kirchen in Berlin-Brandenburg“ (www.altekirchen.de) die Bücknitzer Kirche zur Dorfkirche des Monats Dezember 2003 ernannt.

Dorfkirche Bücknitz

Wer sich dem Dorf Bücknitz nähert, ob er auf der „Chaussee“ oder den Ackerwegen aus dem Fiener Bruch herankommt, hat den Turm der Bücknitzer Kirche als Fluchtpunkt vor Augen. Auch in Bücknitz selbst, einem Dorf mit „100 Feuerstellen“ in der südwestlichen Ecke Brandenburgs, ist die Kirche nicht zu übersehen, denn sie steht immer noch mitten im Dorf. Sie ist natürlich das älteste Gebäude im Dorf, und wer sie erblickt, bewundert immer wieder die Dauerhaftigkeit der Feldsteinbauweise und die Schlichtheit, Zweckmäßigkeit und Wohlproportioniertheit des Baus. Und vor allem: Das Gebäude hat Kriege und verschiedenartige Regime überdauert und ist in seiner Dauerhaftigkeit den Dorfbewohnern ein Sinnbild für Beständigkeit und Verlässlichkeit.

Die Kirche beeindruckt durch ihre klare Form: ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert mit eingezogenem Chor und einer großen Apsis. Der Westturm stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Innern des Baus fällt die Ausmalung auf, die aus der Restaurierung von 1887 stammt und insbesondere den Triumphbogen farbig ausgeschmückt hat. Die Zeit hat die Farben merkwürdig hell eingefärbt und ihnen so eine etwas frappierende Modernität mitgegeben. Der spätromanische Taufstein zieht sofort die Blicke auf sich, ein Würfelkapitell auf einem achteckigen Fuß aus späterer Zeit, dessen Seitenflächen mit Rankengeflecht aus Sandstein überzogen sind. An den Ecken hocken breitbeinig vier löwenartige Dämonen in seltsam verrenkter Stellung: unten wenden sie dem Beschauer ihre Rückseite mit dem Schwanz zu, oben aber ihre Vorderseite mit langen, bartartigen Mähnen, emporgereckten Ohren und menschenähnlichen Gesichtern. Ihre Vordertatzen strecken sie durch das Laubwerk hindurch nach oben zum Tragen der Platte. Das Reich der Mythen und der fremden Götter scheint im Schmuck gebändigt.

Außer dem barocken Altaraufbau und dem Patronatssitz findet sich wenig, was die Augen auf sich zieht, will man nicht das altersschwache Harmonium erwähnen, das laut Aufschrift aus Woodstock (!) stammt. Die Wände zeigen Feuchtigkeitsschäden. Von der Decke im Altarraum hängt eine nackte Schnur, an der vor Zeiten ein sechsarmiger Messingleuchter hing – aber eben nur noch die Schnur. Auf der Empore zeichnet sich der Umriss einer Orgel ab, die nicht mehr vorhanden ist. Dies sind die Spuren der Plünderung durch die Rote Armee in den letzten Kriegswochen 1945. Die Dorfbewohner erzählen, wie noch zuvor der Taufstein von einem Bauern in Verwahrung genommen wurde, wie der Kronleuchter verschwand, wie Pferde in die Kirche getrieben wurden und einen Teil der Kirchenbänke zerstört haben, dass wertvolle Altardecken und Teppiche, mit denen die Kirche ausgelegt war, als Pferdeunterlagen verwandt wurden usw. Dieser Bruch lebt in der Erinnerung der Menschen fort, und die Kirche ist nie wieder ganz in den früheren Stand versetzt worden. Das Altarbild von Christus und dem ungläubigen Thomas von 1896 weist noch immer lange Messerschnitte auf. Die Kirchenbänke jedoch wurden bei Kriegsende ausgelagert und wieder instandgesetzt, und noch immer auffällig sind die vielen auf den Bänken aufgedruckten Namen, mit denen die Stammplätze der Familien festgelegt wurden. Der Zugang zur Kirche ist seit einigen Grundstücksstreitigkeiten aus der DDR-Zeit verdeckt, und schon mancher Besucher der Sommerkonzerte fand keinen Weg zum Kircheneingang.

In den letzten Jahrzehnten fanden die Gottesdienste im Winter in einer Privatwohnung und nur im Sommer in der Kirche statt. Mitte der 90er Jahre wurde unter Beteiligung des Denkmalschutzes unter der Empore von dem in Bücknitz ansässigen Stellmacher Erich Heine eine „Winterkirche“ errichtet, die elektrisch beheizbar ist. Nun ist diese kleine Kirche in der Kirche auch im Winter für Gottesdienste nutzbar. Eine neue Nutzung für die Kirche ergab sich, als einige Neu-Bücknitzer im Jahr 1998 auf die Idee kamen, in der Kirche eine Sommerkonzertreihe zu etablieren. Diese wurde von den Besuchern gut angenommen, und so gründete sich im November 1999 der Kulturförderverein Bücknitz e. V. mit 16 Mitgliedern, der seitdem regelmäßig sechs Sommerkonzerte und ein Weihnachtskonzert in der Kirche veranstaltet und hierzu einen Nutzungsvertrag mit der Kirchengemeinde abgeschlossen hat.

Der Verein will sich nun auch um die Sanierung der Bücknitzer Kirche bemühen. Der Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Ziesar hat einen Antrag zunächst auf Sanierung der Außenhaut der Kirche gestellt, womit unter anderem starke Putzschäden am Turm und Schäden in der Balkenkonstruktion des Turms behoben werden sollen. Der Innenraum und die Außensituation der Kirche sollen später angegangen werden. Damit die Gemeinde Zuschüsse erhält, muss ein Eigenanteil bei der Finanzierung erbracht werden. Diesem Eigenanteil dient die Sammlung von Spenden durch den Kulturförderverein. Er hat im Jahr 2003 als ersten Schritt seine Mietzahlung für die sieben Konzerte pro Jahr freiwillig verdoppelt. In einem zweiten Schritt hat er von einer Architekturstudentin ein eindrucksvolles Modell der Bücknitzer Kirche anfertigen lassen, das als „Sparbüchse“ benutzt werden kann. Mit diesem Modell hat der Verein bei den Sommerkonzerten 2003 beständig Spenden für die Kirche gesammelt. In einem dritten Schritt ruft der Verein nun zu einem Benefizkonzert für die Bücknitzer Kirche auf. Am Sonntag, dem 14. Dezember 2003, um 16.00 Uhr wird ein weihnachtliches Konzert in der Bücknitzer Kirche stattfinden. Die Eintrittseinnahmen aus diesem Konzert und die während des Konzerts gesammelten Spenden sollen der Sanierung der Kirche zugute kommen. Der Kulturförderverein Bücknitz trägt die Kosten für die Musiker. Zu hören ist ein hochkarätiges weihnachtliches Konzert unter dem Titel „Bereite Dich Zion“, bei dem die Mezzosopranistin Sylvia Mertsch und das „Berliner Blechbläser Trio“ Lieder, Arien und festliche Bläsermusik aufführen. Außerdem begleiten die Musiker die Zuhörer beim eigenen Singen einiger Adventslieder. Und nicht zu vergessen: Die Kirche wird mit Hilfe eines Sponsors, der eine dieselbetriebene Luftheizung aufstellt, geheizt sein.

Bitte helfen Sie bei der Sanierung der Bücknitzer Kirche! Machen Sie sich selbst ein Vergnügen und genießen Sie die weihnachtliche Musik des Konzertes, und tun Sie dabei noch etwas Gutes, indem Sie Ihr Eintrittsgeld und möglicherweise noch weitere Beträge für die Bücknitzer Kirche spenden.

Erstes Benefizkonzert für die Bücknitzer Kirche: Sonntag 14. Dezember 2003, 16.00 Uhr. Bücknitzer Kirche. „Bereite Dich Zion“; weihnachtliches Konzert in der Bücknitzer Kirche mit Sylvia Mertsch, Mezzosopran, und dem Berliner Blechbläser Trio.



12. Auszug aus: Amtsblatt für das Amt Ziesar, Dezember 2004

Spendensammlung des Kulturfördervereins Bücknitzfür die Bücknitzer Kirche

Auch in diesem Jahr wie bereits im Vorjahr hat der Kulturförderverein Bücknitz im Zusammenhang mit den Sommerkonzerten von den Besuchern Spenden für die Sanierung der Bücknitzer Kirche erbeten, zweimal auch verbunden mit der Versteigerung von Bildern. Fotografien wurden hier von Erich Höpfner aus Ziesar zur Versteigerung gespendet. Bei der Spendensammlung und den Versteigerungen wurden insgesamt 370 Euro eingenommen, die der Kirchengemeinde für die Sanierung überwiesen wurden. Insgesamt hat der Verein nunmehr seit 2003, abgesehen von Mietzahlungen für die Kirchennutzung, 2 402 Euro für die Kirchensanierung überwiesen. Leider sind noch keine konkreten Perspektiven für die öffentliche und kirchliche Finanzierung der Kirchensanierung erkennbar. Wir hoffen sehr, dass in Zusammenarbeit des Kulturfördervereins mit dem neuen Pfarrerehepaar Rost in Ziesar ein Weg gefunden wird, die Sanierung der Bücknitzer Kirche voranzubringen.



13. Wie der große Kronleuchter nach Bücknitz kam aus:Mitteilungsblatt des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg, März 2006

Barocker Leuchter auf großer Fahrt

Ein Mitglied unseres Förderkreises hatte ein gute Idee

Aus Gelnhausen bei Frankfurt/Main erreichte uns eine Zuschrift, die wir hier in Ausschnitten wiedergeben. Unser Mitglied Joachim Killus erzählt darin die abenteuerliche Geschichte, wie ein barocker Kronleuchter aus Hessen in die Dorfkirche von Bücknitz, einem Ortsteil von Ziesar, kam:

Bei einem geschäftlichen Aufenthalt in Frankfurt-Bockenheim nutzte ich die Gelegenheit zu einem Besuch der St.-Jakobs-Kirche, in der ich einst konfirmiert worden war. Ich fand die Kirche verändert und erfuhr im Kirchenbüro vom notwendig gewordenen Umbau im Zuge der Zusammenlegung mit einer anderen Kirchengemeinde. Dabei war neben den Wandleuchten aus den Fünfzigerjahren auch der Barock-Kronleuchter entfernt worden, an den ich mich noch gut erinnerte. Der stand jetzt – wie ich hörte – ungenutzt im Keller. Da fiel mir ein, dass kürzlich durch Vermittlung des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg drei Glocken aus Düsseldorf den Weg nach Brandenburg gefunden hatten. Zwei kurze Telefonate mit dem Förderkreis Alte Kirchen in Berlin und dem Kirchenbüro in Frankfurt-Bockenheim ergaben, dass man sich bei Zustimmung durch den Kirchenvorstand vorstellen könnte, den Leuchter einer Brandenburger Gemeinde zukommen zu lassen. Und wenig später hörte ich, dass man sich in Bücknitz sehr über das Geschenk freuen würde.

Anfang Dezember konnte die Reise losgehen. Nachdem ich den Leuchter – er misst in Höhe und Umfang immerhin 1,20 Meter – gut verstaut hatte, ging es in Richtung Kassel über Braunschweig und Magdeburg nach Ziesar. Dort erwarteten mich schon eine freundliche junge Kirchenälteste (ein nettes Paradoxon) und wenig später Pfarrer Rost. Natürlich interessierte mich zunächst die Geschichte der schlichten Feldsteinkirche, die der Chronik nach aus dem 13. Jahrhundert stammt und mehrfach umgebaut worden ist. Mich erschütterte vor allem die Schilderung der Ereignisse unmittelbar am Ende des unheilvollen Krieges: Russische Soldaten trieben ihre Pferde in die Kirche, Altardecken und Teppiche dienten als "Streu", Kirchenbänke fand man im Wald verstreut, die Orgel wurde total demoliert, der sechsarmige Messingleuchter ist seitdem verschollen. Der Kirchenbau blieb zum Glück stehen, konnte aber bis jetzt nicht wieder in den ursprünglichen Stand versetzt werden. Eine Spendensammlung ermöglichte 1948 die Neuanschaffung des verschwundenen Kruzifixes, in den Siebzigerjahren wurde das Dach notdürftig repariert. Seit 1998 finden in der Kirche Sommerkonzerte statt, organisiert vom Bücknitzer Kulturförderkreis, der sich auch um die Sanierung bemüht. Eine notdürftige Instandsetzung kostet nach Expertenangaben rund 50.000 Euro.

In Bücknitz selbst hatte sich die Ankunft des Leuchters längst herumgesprochen. Zwei starke Männer warteten schon, um ihn in die Kirche zu tragen; die Wirtin der Dorfgaststätte, selbst Mitglied des Kulturförderkreises, lud spontan zum Mittagessen, und man versicherte mir, dass der neue Leuchter demnächst installiert werde, um damit in der Gemeinde ein Zeichen zu setzen, dass es mit der Kirche in Bücknitz wieder einen Schritt weiter geht.

Auch für mich setzte die Aktion ein Zeichen: Praktische Hilfe braucht manchmal wenig Aufwand, wenn die Möglichkeiten dazu ermittelt und vermittelt werden.



14. Artikel aus: Amtsblatt für das Amt Ziesar, April 2006

Klänge der Welt

Zweites Benefizkonzert in Bücknitz

Am Sonnabend, dem 6. Mai 2006 um 16.00 wird der Kulturförderverein Bücknitz als Auftakt für die Bücknitzer Sommerkonzerte dieses Jahres ein Benefizkonzert für die Sanierung der Bücknitzer Kirche veranstalten. Hierzu haben sich viele Musiker für einen kostenlosen Auftritt bereit gefunden, die in den letzten Jahren im Rahmen der Bücknitzer Sommerkonzerte zu hören waren. Zu erleben sind unter anderem Rachelina, die italienische Sängerin mit neapolitanischen Canzone, und Ioanna Srinivasan mit indischem Kathak-Tanz, begleitet von Ravi mit den Tablas, und ihr elfjähriger Sohn Arun mit einem Akkordeon-Solo. Ioanna Srinivasan und ihr Ensemble werden mit vollem Programm in einem der späteren Sommerkonzerte dieses Jahres zu sehen sein. Weiter treten auf Brid McLaverty mit irischer Harfe und Gesang zusammen mit Angela Gulyas, Violine, Joachim Gies mit einem Saxophon-Solo, Ruth Johanna Benrath und Thomas Böhm-Christl mit einer musikalischen Lesung und weitere Künstler. Die Zuhörer haben die Gelegenheit, ein vielfältiges Musik- und Tanzprogramm zu erleben und gleichzeitig mit ihrem Eintritt die Sanierung der schönen Bücknitzer Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert zu befördern. In der Pause wird wie stets selbst gebackener Kuchen und Kaffee unter den alten Birken des Kirchhofs angeboten.

Vor dem Benefizkonzert wird um 14.00 Uhr in der Bücknitzer Kirche ein Festgottesdienst stattfinden, bei dem zwei historische Kronleuchter, die gespendet wurden und frisch aufgehängt sind, erstmals genutzt werden. Einen der Leuchter erhielt die Gemeinde durch die Vermittlung des Förderkreises Berlin-Brandenburg e. V. Die Hängung der Leuchter ist ein erster Schritt zur bisher fehlenden Beleuchtung des Kirchenschiffs. Die Besucher des Festgottesdienstes sind nach dem Gottesdienst zu Kaffee und Kuchen auf dem Kirchhof eingeladen.



15. Aus: Mittelalterliche Dorfkirchen im Landkreis Potsdam-Mittelmark (Brandenburg)

Theo Engeser und Konstanze Stehr, Jühnsdorf, 2003
(Quelle: Internet)

Bücknitz (Ev. Dorfkirche)

Kirchenkreis Elbe-Fläming

Diese Kirche wird in der einschlägigen Literatur meist ins 13. Jahrhundert datiert. Vom eigentlichen Ursprungsbau ist nichts aber mehr erhalten, lediglich wiederverwendete Feldsteinquader. Der quadratische Westturm wurde barockzeitlich angefügt, und das Schiff ist 1887 abgerissen und neu errichtet worden. Vermutlich sind nur Chor und „Apsis“ (innen ist es ein gerundeter Chorschluss) (spät-)mittelalterlich; der Chor erhielt aber 1887 eine neue Blendquaderschale. Im Inneren sind der barocke Altar und das Gestühl bemerkenswert. Außergewöhnlich ist das romanische Taufbecken in Form eines Kapitells. Es handelt sich aber wahrscheinlich um eine Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts.

Lage der Kirche: Bücknitz liegt 3 km nordöstlich von Ziesar. Es ist über die Autobahnabfahrt Ziesar zu erreichen (durch Ziesar hindurch in Richtung Bücknitz/Rogäsen). Die Kirche liegt etwa in der Mitte des sich Ost-West erstreckenden Dorfes. Sie ist umgeben vom ehemaligen Friedhof, der mit einer Mauer eingefasst ist.

Ortsgeschichte: Der Ort wird erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1420 als „Buckenitz“ erwähnt. 1552 heißt der Ort dann Bugkenitz. 1598 wurde der Amtsschreiber Garlip mit dem Schulzengericht in Bücknitz belehnt. Dazu gehörten drei freie Hufen, die Abgaben des Kruges, eine Wiese, die Zehnten von einem Hof und freies Brennholz (nach Fidicin, 1860). 1624 hatte der Ort 65 Hufen, die von 21 Bauern bewirtschaftet wurden. Es waren 3 Kossäten und 2 Müller im Ort ansässig.

Baustruktur: Der Bau besteht aus Schiff (15,50 m lang, 8,35 m breit), eingezogenem Chor (3,40 m lang, 7,15 m breit) mit sehr gering eingezogener "Apsis" (ca. 20 cm Einzug, 3,40 m Auswölbung) und einem eingezogenen, quadratischen barocken Westturm (4,15 m lang, 5,15 m breit). Die "Apsis" ist innen einheitlich gerundet ohne Einzug und Apsisbogen und ist daher besser als gerundeter Chorschluss anzusprechen. Der geringe Einzug entstand vermutlich nur durch die Neuverkleidung des geraden Teils des Chores mit Blendquadern (1887). Die Kirche weicht mit magnetisch gemessenen 8° nach Südosten von der idealen Ost-West-Ausrichtung ab.

Mauerwerksausführung: Die Kirche ist überwiegend ein Feldsteinbau, z.T. wurden auch Bruchsteine verwendet. Der barocke Westturm ist aus Backstein erbaut. Die Mauerwerksausführung differiert stark zwischen den einzelnen Bauteilen. Die Blendquaderschale des Schiffes besteht aus gequaderten, z.T. sehr großen Gesteinsblöcken, die zumindest z.T. keine Feldsteine sind, da sie Spuren eines maschinellen Abbaus im Steinbruch zeigen (Bohrlöcher). Andere Quader sind an der Oberfläche glatt und verwittert. Es handelt sich definitiv um widerverwendete Feldsteinquader eines älteren Kirchenbaus. Die Westwand ist mit einer Ziegelmauer verstärkt. Der Ostgiebel des Schiffes ist völlig unregelmäßig mit kleinen Feldsteinen gemauert. Die Apsis hat ein völlig unregelmäßiges Gefüge; das Mauerwerk enthält auch einzelne Ziegel mit dem Format 27-27,5 x 14 x 8 cm. Außen ist sie nur sehr wenig eingezogen, innen besteht zwischen Chor und Apsis kein Absatz, d. h. der Chorschluss ist gerundet und die Mauer der Apsis ist um den Einzug (ca. 15 cm auf jeder Seite) dünner. Die Mauerstärke der geraden Teile des Chors ist nur deshalb etwas größer als die der Apsis, weil hier 1887 eine neue Blendquaderschale angebracht wurde. Ihre Ausführung entspricht der des Kirchenschiffs. Der Turm hat im unteren Teil ein Mischmauerwerk aus Feldstein und Ziegeln. Das Ziegelformat beträgt 29,5 x 14 x 9 cm. Das Ziegelformat des höheren Aufbaus konnte noch nicht erfasst werden. Am Gewände des Westportals maßen wir das Ziegelformat 27,5 x 13,5-14 x 8 cm. Der Chor hat eine Mauerstärke von 95-100 cm, das Schiff von 70-75 cm.

Mörtel und Putze: Die Kirche hat an Chor und Schiff nur einen Fugenputz. Die Apsis war einmal ganz verputzt, wie noch größere Putzreste zeigen. In den Putz ist eine Quadergliederung eingeritzt, und die Fugen sind ausgemalt. Der Turm hat einen Ganzputz, der aber stark abbröckelt. Inzwischen liegen größere Teile des Mauerwerks frei.

Portale: In der Nordseite des Chores sitzt eine Rechtecktür mit Feldsteingewände, die aber nicht ursprünglich ist, sondern vom Umbau 1887 stammt. Der Haupteingang der Kirche ist das große, rundbogige Westportal. Es hat ein Gewände aus Ziegeln des Formats 27,5 x 13,5-14 x 8 cm. Deren Format differiert deutlich von den Ziegeln, die im Mauerwerk des Turms (wieder-)verwendet wurden (29,5 x 14 x 9 cm).

Fenster und Blenden: Das Schiff besitzt drei rundbogige, neuromanische Fenster mit Feldsteingewände und Ziegelbögen auf der Nord- und Südseite (von 1887). Der Chor zeigt auf Nord- und Südseite je ein rundbogiges, neuromanisches Fenster, das aber im Gegensatz zu den Schiffsfenstern deutlich kleiner ist und nicht nur ein Feldsteingewände, sondern auch einen Feldsteinbogen besitzt. Auch hier handelt es sich um völlig neugestaltete Fenster aus der Zeit des Umbaus von 1887. Drei derartige Fenster sitzen auch in der Apsis.

Innenbögen: Der Apsisraum bildet einen gerundeten Chorschluss ohne jeglichen Absatz in der Mauer. Der Triumphbogen ist rundbogig. Er ist relativ weit und hat eine geringe Stärke. Es ist zu vermuten, dass er vom Umbau von 1887 stammt.

Turm: Der Turm ist ein gegenüber dem Schiff stark eingezogener Westturm mit einem Mischmauerwerk aus Feldsteinen und Backsteinen im unteren Teil, und Backsteinen im oberen Teil. Er sitzt mit seiner Ostwand nicht auf der eigentlichen (Feldstein-)Westwand des Schiffes, sondern nur auf dem durch Ziegel verstärkten Teil der Westwand, die z.T. erst beim Bau des Turmes gemauert worden ist. Im Glockengeschoß befindet sich auf jeder Seite eine rundbogige, relativ kleine Schallöffnung. Das Dach schließt mit Kugel und Windfahne ab.

Dächer: Apsis und Chor haben ein einheitliches Dach, das im Osten rund geschlossen ist. Das Schiff besitzt ein Satteldach. Schiff, Chor und Apsis sind mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Der Turm besitzt eine Schweifhaube, die mit Schiefer gedeckt ist.

Innenausstattung: Chor und Schiff besitzen geputzte Flachdecken. Der Fußboden ist ein Ziegelfußboden; der Chorboden ist eine Ziegelbreite höher als der Fußboden des Schiffes. Die einfache Kanzel ist polygonal auf einem polygonalen Säulenfuß. Die Kassetten sind nicht bemalt. Die Kirche besitzt einen schlichten, barocken Altaraufsatz mit gewundenen Randsäulen und flachem Giebel mit Kreuz. Er ist anscheinend in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts verändert worden. Als Altarbild ist jetzt der ungläubige Thomas eingefügt (1896, Kopie nach G. Romano).

Die Kirche hat noch das alte Gestühl mit aufgetragenen Namen von Gemeindemitgliedern. Der nach Stilelementen romanische Taufstein aus Sandstein ist wohl aus einem umgearbeiteten Kapitell entstanden. Er ist mit Tierfiguren und pflanzlichen Motiven ornamentiert und wird in der Literatur mit Kapitellen aus der Krypta des Straßburger Münsters verglichen. Der „Dehio/Brandenburg“ vermutet aber wohl zu recht, dass es eine Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts ist. In der Nordhälfte der Chorrundung sitzt eine rechteckige Sakramentsnische. Die Kirche wurde beim Neubau von 1887 teilweise ausgemalt (Zierfries mit geometrischen Mustern, Kreuz und pflanzliche Motive an der Ostwand des Schiffes, Unterseite des Triumphbogens).

Außenbereich: Das Schiff besitzt einen einfachen und niedrigen, leicht abgeschrägten Sockel, der an Chor und "Apsis" nicht vorhanden ist. An der Südseite des Schiffes ist eine Sandsteingrabplatte mit Inschriftkartusche und Putten aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts angebracht.

Baugeschichte: Aufgrund der Wiederverwendung von alten Feldsteinquadern kann man einen Vorgängerbau der heutigen Kirche postulieren, der wahrscheinlich im 13. Jahrhundert errichtet worden ist. Die ursprüngliche Baustruktur lässt sich nur durch eine Grabung rekonstruieren. In Frage käme ein Apsissaal ohne Querwestturm oder eine zweiteilige Kirche mit Schiff und eingezogenem Chor. Im letzteren Fall hätte allerdings der Chorbereich der ursprünglichen Kirche verkürzt werden müssen, um zu den Verhältnissen der heutigen Kirche zu kommen. Nach der Länge des Schiffes zu urteilen (falls das heutige Schiff noch die ursprüngliche Länge hat), dürfte es drei Fensterachsen gehabt haben. Im 15. Jahrhundert könnte bereits ein Vorläufer des heutigen Turmes errichtet worden sein. Der heutige Westturm hat im unteren Teil ein Mischmauerwerk aus Feldstein und Ziegeln; diese haben ein Format von 29,5 x 14 x 9 cm. Dieses Format ist noch ein spätgotisches Format. Allerdings muss auch an eine Wiederverwendung gotischer Ziegel in einem barocken Turm gedacht werden. Diese könnten beim Abriß von Stützpfeilern an der Westwand angefallen sein. Zwei Stützpfeiler aus spätgotischen Ziegeln wurden in die Turmwand eingemauert. Der höhere Aufbau des Turmes stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wahrscheinlich stammt auch der gerundete Chorschluss aus spätgotischer Zeit (vgl. Dorfkirche Rottstock). Sie besitzt eine Sakramentsnische in der nördlichen Hälfte der Chorrundung. Sakramentsnischen aus Kirchen (bzw. auch nur Bauteilen von Kirchen), die nachreformatorisch errichtet worden sind, sind uns nicht bekannt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erfolgte eine Reparatur der Apsis (bzw. des gerundeten Chorschlusses). Dies wird aus dem Ziegelformat, das an Ziegeln im Mauerwerk der Apsis gemessen wurde (27-27,5 x 14 x 8 cm) geschlossen. Vielleicht wurde die Kirche im 30jährigen Krieg beschädigt und in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder hergestellt. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand der höhere Aufbau des Westturms aus Backstein. Vermutlich wurde der Vorgänger bis auf das Untergeschoss abgerissen. 1887 wurde das Schiff komplett abgerissen und ab Sockelhöhe neu aufgeführt. Der Sockel dürfte noch vom älteren Bau mit seinen dickeren Wänden stammen. Es wurden vermutlich z. T. die alten Feldsteinquader wieder verwendet. Allerdings wurden auch maschinell gefertigte Bruchsteine eingemauert. Dies sieht man an den Bohrlöchern, die manche Quader zeigen und die von einem maschinellen Abbau stammen. Die Wände sind relativ dünn verglichen mit der Wandstärke des Chores. Die Außenwände des Chores erhielten eine neue Blendquaderschale. Dadurch entstand ein kleiner Absatz an der Chorrundung, der den Eindruck einer gering eingezogenen Apsis erweckt. Bisher liegen uns noch keine Angaben zu jüngeren Renovierungen und Umbauten vor bzw. wurden von uns noch nicht recherchiert.

Vergleiche: Die Apsis bzw. besser gesagt der gerundete Chorschluss erinnert etwas an die Dorfkirchen in Rottstock und Zixdorf. Besonders die Dorfkirche in Rottstock mit Schiff, eingezogenem Chor und gerundetem Chorschluss ist gut vergleichbar. In Rottstock wurde der Dachstuhl des Schiffes in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet (dendrochronologische Datierung). Der Chor der Kirche in Rottstock ist aber möglicherweise jünger. Es wurden andere Ziegelformate als im Schiff verwendet. Diese stimmen mit den im Turm verwendeten Ziegelformaten überein. Der Dachstuhl des Turmes der Rottstocker Kirche wird dendrochronologisch in die 1480er Jahre datiert. Unterschiedlich sind aber die Proportionen des Chores und des Schiffes. Der Chor der Dorfkirche Rottstock ist 9,50 m lang und 7,55 m breit und ist damit deutlich länger als der Chor der Bücknitzer Kirche (6,80 m lang und 7,15 m breit). Das Längen-Breiten-Verhältnis des Schiffes der Dorfkirche Bücknitz beträgt 1,86, bei dem der Dorfkirche von Rottstock dagegen 1,38. Dieser Unterschied im Längen-Breiten-Verhältnis des Schiffes ist wahrscheinlich auf die frühere Entstehungszeit des ursprünglichen Schiffes in Bücknitz zurückzuführen (falls das heutige Schiff auf den Grundmauern des ursprünglichen Schiffes erbaut wurde).

Die Entstehungszeit des gerundeten Chores in Zixdorf ist nicht genau bekannt. Er wurde später an einen Ursprungsbau (Apsissaal?) des 13. Jahrhunderts angebaut, allerdings im Unterschied zu den Dorfkirchen in Bücknitz und Rottstock in der Flucht der Schiffswände. Auch hier befindet sich in der Chorrundung eine Sakramentsnische, d.h. dass dieser Bauteil vorreformatorisch entstanden ist (vermutlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert).

Bemerkungen: Die Beschreibungen dieser Kirche in den Werken „Bau- und Kunstdenkmale in der DDR“ und „Dehio“ vermitteln den Eindruck, daß diese Kirche noch im wesentlichen ursprünglich ist. Am Schiff und Chor fallen die Blendquader mit Bohrlöchern, von modernen Abbaumethoden herrührend, sofort ins Auge. Es sind also keine Feldsteine, sondern Bruchsteine, die aus einem Steinbruch stammen und mit modernen Methoden abgebaut worden sind. Auch die geringe Wandstärke des Schiffes (wesentlich dünner als der Chor) ist eigentlich leicht zu bemerken. Das Schiff ist bis auf den Sockel ein kompletter Neubau. Der Chor ist für einen Chor des 13. Jahrhunderts viel zu kurz und die Apsis zu gering eingezogen. Die etwas dickeren Wände des Chors und der sehr geringe Einzug der Apsis ist durch die Neuverkleidung des Chorbereichs mit einer Blendquaderschale zu erklären. Lediglich Ibbeken (1999) erkannte den sehr kurzen Chor und die relativ große Apsis, ohne jedoch die Datierung des Dehio in Zweifel zu ziehen.

Literatur: Fidicin (1860), Die Territorien der Mark Brandenburg, Bd.3, Teil 3 Der Zauchische Kreis, S.74, Wernicke (1898): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow, S.42/3, Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Bezirk Potsdam (1978), S.38, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bezirke Berlin/DDR und Potsdam (Dehio/Potsdam), (1983), S.181, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Brandenburg (Dehio/Brandenburg) (2000), S.163, Möschner (2003), Kirchen im Evangelischen Kirchenkreis Elbe-Fläming, S.16.

Ältere Beschreibungen:

Dehio/Potsdam: Bücknitz Bez. Potsdam, Ldkr. Brandenburg. - Inv. Prov. Sachsen, Jerichow I Dorf-K. Spätrom. Feldsteinbau aus Schiff und eingezogenem kurzem Chor, die Apsis nur außen leicht abgesetzt und von gleicher Höhe. 1837 stark rest., dabei die Fenster verändert. Der verputzte quadr. WTurm 2. H. 18. Jh. mit geschweiftem Zeltdach. - Schlichter bar. Altaraufsatz, Holz, der Giebel klassizist., als Altarbild der Ungläubige Thomas, Kopie 1896 nach Giulio Romano, das urspr. Tafelbild mit Kreuzigungsgruppe hinter dem Altar abgestellt. Taufe, Sandstein, reich skulptiertes Würfelkapitell von hoher Qualität, leicht aushöhlt und auf jüngerem 8eckigem Fuß, das Kapitell wohl 2. H. 12. Jh., an den 4 Ecken Dämonen, die Deckplatte stützend, von dem Rankenwerk der Mitten gefesselt. In der OKrypta des Straßburger Münsters Kapitelle von sehr verwandter Bildung. (Das Bücknitzer Stück eine Nachbildung des 19. Jh.?)

Dehio/Brandenburg: Bücknitz Lkr. Potsdam-Mittelmark. Karte 5 Ev. Dorfkirche. Spätromanischer Saalbau aus Feldsteinquadern, 1. H. 13. Jh., mit kurzem eingezogenen Chor und Apsis; diese aus unregelmäßigem kleinteiligen Mauerwerk, nur leicht abgesetzt und von gleicher Höhe wie der Chor. Der verputzte quadratische Westturm 2. H. 18. Jh. mit geschweiftem Zeltdach. Die Kirche 1887 stark rest., dabei die Schiffsfenster verändert, Mauerkrone mit Kranzgesims erneuert. - Schlichter hölzerner, im Kern barocker Altaraufsatz, verändert 1. H. 19. Jh.; als Altarbild Ungläubiger Thomas, 1896, Kopie nach G. Romano, das urspr. Tafelbild mit Kreuzigungsgruppe hinter dem Altar abgestellt. Taufe, Sandstein mit Stuckausbesserungen. Über achteckigem Fuß reich skulptiertes Würfelkapitell, leicht ausgehöhlt, mit Rankenwerk und Dämonen, vermutlich gefertigt im 19. Jh., sehr ähnlich einigen Kapitellen in der Ostkrypta des Straßburger Münsters. - Außen an der Südseite schöne Sandsteingrabplatte, 2. H. 18. Jh., mit Inschriftkartusche und Putten.

Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Bücknitz Dorfkirche Spätromanischer rechteckiger Feldsteinbau mit Chor und Apsis, 13. Jh., Westturm 2. H. 18. Jh. - Altarretabel im Kern barock, 1. H. 19. Jh. umgebaut, mit Gemälde Christus und Jünger 1896 von L. Grauel nach Giulio Romano. Taufstein spätromanisches Würfelkapitell, oberrheinisch E. 12. Jh. (?), im



16. Jh. verändert. Gemälde, Kreuzigung, 18. Jh., ehem. Altarblatt. 2 Leuchterpaare, Messing, barock.

Ibbeken (1999): Bücknitz liegt 3 km nordöstlich von Ziesar. Die dreiteilige Anlage, Schiff, eingezogener Chor und Apsis, stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sehr ungewöhnlich für den Fläming sind der sehr kleine Chor und die große Apsis, ebenso groß wie der Chor, so dass beide von einem durchgehenden Dach gedeckt werden. Die Schiffsfenster sind erneuert, die von Chor und Apsis scheinen original zu sein. Der Westturm mit Haube stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Südseite besitzt keine Pforten. Das Mauerwerk von Schiff und Chor ist sowohl im Lagenbau als in der Quaderung sehr regelmäßig, nicht so die Apsis; das deutet, neben ihrer ungewöhnlichen Größe, auf eine spätere Bauphase. Die Ecksteine sind exquisit behauen. Der Schiffsgiebel ist, fast wie üblich, unregelmäßig gemauert.

16. Märkische Allgemeine Zeitung 28. August 2009

DENKMAL: Frischzellenkur für Bücknitzer Kirche

Sanierung wird teurer als geplant

BÜCKNITZ - Die Sanierung der Bücknitzer Kirche beginnt demnächst. Noch in diesem Jahr werde der Turm samt Haube in Ordnung gebracht, kündigte Sebastian Stedfeldt vom Planungsbüro IBS an. 2010 seien das Kirchenschiff und die Apsis an der Reihe

Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die Baukosten den ursprünglich gesetzten Rahmen sprengen werden, sagte Stedfeldt. Basis für die Kalkulation war eine Kostenschätzung aus dem Jahre 2006. Damals war man von gut 184 000 Euro ausgegangen. Auf dieser Grundlage habe das Land aus Mitteln der Integrierten ländlichen Entwicklung einen Zuschuss von gut 116 000 Euro bewilligt. Den Rest trägt die Kommune mit Unterstützung der Unteren Denkmalbehörde und des Bücknitzer Fördervereins. Stedfeldt bezifferte die Steigerung mit etwa 26 000 Euro. Der Grund: „Die Preise sind seit 2006 deutlich angestiegen.“ Außerdem hätten die betreffenden Handwerksbetriebe volle Auftragsbücher und müssten sich mit den Angeboten nicht gegenseitig unterbieten.

So war die Freude der Bücknitzer gestern nicht ungetrübt. „Natürlich sind wir erst einmal froh, dass es endlich losgeht“, sagt Kirchenälteste Petra Busse und hofft auf Ideen und Hilfe, um die Mehrkosten zu verkraften. Ortsvorsteher Martin Voigt ist zuversichtlich, „dass es gelingt“. Für ihn gehört die Kirche zum Dorf und sollte entsprechend gut behandelt werden. Siglinde Wendt hatte sich als Mitglied des Kreiskirchenrates erstmals 1991 dafür stark gemacht, dass das Bücknitzer Gotteshaus saniert wird. Doch es sollte noch zehn weitere Jahre dauern, „bis die intensiven Bemühungen eingesetzt haben“. (ei)



17. Märkische Allgemeine Zeitung 28. August 2009

Sinnvoll investiert

Heiko Hesse über den baldigen Beginn der Sanierungsarbeiten an der Bücknitzer Kirche


Bücknitz hat es gut. Ein sehr aktiver Förderverein organisiert seit Jahren eine beliebte Sommerkonzertreihe. So erklingen am morgigen Samstag rasante Rhythmen aus Indien in dem kleinen Gotteshaus. Einst war der Förderverein angetreten, mit den Konzerten Spenden für die Kirchensanierung zu sammeln. Das macht der Verein auch weiterhin. Inzwischen aber hat er bewiesen, wie wertvoll seine Arbeit für die Menschen auf dem Land ist. Dass nun Fördergeld aus Mitteln der Integrierten ländlichen Entwicklung fließt, passt wie der Deckel auf den Topf. Das öffentliche Geld leistet an dieser Stelle seinen Beitrag, einen Veranstaltungsort zu erhalten, eine feste Adresse für gute Kultur auf dem Lande. In Bücknitz brauchen viele verschiedene Leute die Kirche. Da sind selbstverständlich zuerst die Christen, die Gottesdienst in einem würdigen Haus des Herrn feiern möchten. Dann kommen die Bücknitzer, die wenig Bezug zur Institution Kirche haben, sich aber kein Leben ohne ihre Kirche im Dorf vorstellen können. Schließlich erkennt man schon von weitem, wo das Zentrum des Ortes ist. Dank des Fördervereins gibt es nun auch etliche Menschen, die einen Kulturort vermissen würden, müsste die Bücknitzer Kirche schließen. Hier ist jeder Cent sinnvoll investiert.



18. Märkische Allgemeine Zeitung 3. Juni 2010

BAUEN: Neue Haube schwebt ein

Der Turm der Bücknitzer Kirche hat seine aufgearbeitete Spitze wieder


BÜCKNITZ - Genau um 9.28 Uhr hebt sich die restaurierte Schieferhaube, die bis gestern früh noch neben der Bücknitzer Kirche stand, langsam in die Luft. Ein Kran hievt die sieben Tonnen schwere Haube, die von der Dachdeckerfirma Blank aus Caputh aufgearbeitet worden war, wieder an ihren angestammten Platz auf dem Turm.

Ein halbes Dutzend Bücknitzer will dieses Schauspiel nicht verpassen. Ein Kran der Firma Höbi aus Beelitz macht die Aktion möglich. „Jetzt geht es los“, so Jutta Paul, die die Kirchturmspitze in den letzten Monaten vor ihrem Badfenster zu stehen hatte.

Kranfahrer Norbert Wurthe, der die Haube bereits im Herbst abgenommen hatte, bleibt ruhig und reagiert auf die Handzeichen der Zimmerer. Langsam steigt die an langen Seilen hängende Last Meter für Meter in die Höhe. Erst schwebt sie neben dem Turm, dann darüber. Nun muss alles genau passen. „Der Hebearm des Kranes musste 36 Meter ausgefahren werden, um die Haube etwa 15 Meter über den Boden zu heben“, erklärte er. Die Männer der Oehnaland GmbH um Meister Rüdiger Bülow leisten Präzisionsarbeit. Nach 45 Minuten ist die Haube auf dem äußeren Schaft aufgesetzt und befestigt.

„Zu einer Kirche gehört auch ein Turm“, finden die Zuschauer. „Das ist unsere Kulturgeschichte“, sagt Ruth Guhl, die sich mit vielen anderen Bücknitzern seit Jahren im Kulturförderverein für den Erhalt des aus dem 13. Jahrhundert stammenden Gotteshauses einsetzte. Dienstag war die aufgearbeitete Kugel der Turmzier im Beisein von Bürgermeister Dieter Sehm gefüllt worden. „Wir haben Tageszeitung, das Jahresprogramm der Bücknitzer Sommerkonzerte, das Amtsblatt vom Juni und die in der alten Kugel gefundenen Münzen in die Hülse gesteckt“, sagt Kirchenälteste Petra Busse. An der Wetterfahne ist nun die Jahreszahl 2010 zu sehen.

„Damit ist der erste Bauabschnitt abgeschlossen“, so Sebastian Stedfeldt vom Planungsbüro IBS. „Möglich wurde das Projekt nur, weil der Kirchenkreis Elbe-Fläming und das evangelische Kirchenspiel Ziesar seit Jahren Förderanträge stellten“, betont Heidrun Krüger vom Kirchenkreis. Bauherr ist das Amt Ziesar. Nach der Sanierung des Turmfachwerks soll das Dach des Kirchenschiffes noch 2010 mit Hilfe der Integrierten ländlichen Entwicklung gedeckt werden. (Von Silvia Zimmermann)

Stand Juni 2010